Exclusivaslatinoamericanas

Kuba kann eine großartige Erfahrung für Deutsche sein

HEIDRUN TEMPEL Deutsche Botschafterin in Kuba

Heidrun Tempel, Deutsche Botschafterin in Kuba

Wer sich mit der deutschen Botschafterin in Kuba, Heidrun Tempel, unterhält, taucht tief in das gemeinsame Universum zweier Nationen ein, deren kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen bereits mehrere Jahrzehnte umfassen.

Tempel, die sich dem Ende ihrer vierjährigen diplomatischen Mission nähert, erzählt uns, dass die schwierigsten Zeiten 2020 und 2021 waren, die Zeiten der weltweiten Covid-19-pandemie.

Ihr Mann war, ebenfalls als Diplomat und Botschafter in Mexiko, während sie sich an die neuen Bedingungen anpasste, die durch die Gesundheitsmaßnahmen auf der Insel entstanden. „Mit der Zuneigung der Menschen und der Kubaner*innen, die mit uns zusammenarbeiten, haben wir diesen Moment hier gemeinsam sehr intensiv erlebt, und das war eine sehr wichtige Erfahrung“, sagt sie.

Sie fügt hinzu, dass es wahrscheinlich „Besser war, die Pandemie in Kuba zu überstehen. Die Fähigkeit der Kubaner*innen, eigene Impfstoffe zu entwickeln, zu verimpfen und dadurch ihre Bevölkerung zu schützen, war beeindruckend. Es war ein Erfolg.“

„Jetzt im Juni werde ich meine Mission beenden. Es waren ungewöhnliche vier Jahre, denn wir haben durch die Pandemie viel verloren, aber heute sehen wir, dass sich viele Bereiche erholen und das ist ein gutes Zeichen. Ich hoffe, dass es in diesem und im nächsten Jahr so weitergeht.“

Kann Kuba oder die Karibik Ihrer Meinung nach ein attraktives Reiseziel für Deutsche sein?

„Kuba ist eine Insel, die ich ein wenig besser kenne als andere in der Karibik, mit Ausnahme von Baracoa und der Insel der Jugend, wo ich leider noch nicht gewesen bin. Ich habe vor fast 25 Jahren zum ersten Mal diese Insel besucht, und ich denke, sie hat eine besondere Anziehungskraft auf Deutsche.

In Ostdeutschland lebten, arbeiteten oder studierten vor dem Fall der Berliner Mauer viele Kubaner*innen. Heute kommen viele junge Leute hierher, um ein Stück unserer gemeinsamen Geschichte kennenzulernen. In den letzten Wochen habe ich junge Paare getroffen, die gekommen sind, um das Land im Allgemeinen zu erkunden, andere wollten mehr über die deutschkubanische Geschichte erfahren.

DIE DEUTSCHE FLUGGESELLSCHAFT CONDOR WAR EINE DER ERSTEN FLUGGESELLSCHAFTEN, DIE DIE NEUEN REISEMÖGLICHKEITEN ADAPTIERTE, UM NACH DER PANDEMIE AUF DIE INSEL ZURÜCKZUKEHREN

Ein anderer Anreiz ist die Musik, die Kultur, die für Kuba so grundlegend wichtig ist. Wir haben viele gemeinsame Kulturprojekte, um mit jungen Menschen beider Länder in Kontakt zu treten, wie

zum Beispiel 2022 mit dem Kinder-ballett der Kompagnie Lizt Alfonso Dance Cuba, das beim Taschenlampenkonzert in der symbolträchtigen Waldbühne Berlin vor rund 17.000 Zuschauern mit deutschen Künstler*innen aufgetreten ist.

Aus demselben Anlass fand im Amphitheater von Alt-havanna eine gemeinsame Show mit jungen deutschen Tänzer*innen der Tanzzwiet Berlin und den Tanzkindern von Lizt Alfonso statt. Ich bin sicher, dass dies von allen Beteiligten als ein einzigartiges und bereicherndes Erlebnis wahrgenommen wurde. Sie mögen die Touristen von morgen sein, und haben gleichzeitig eine großartige Erfahrung für ihr Leben gemacht.“

Wie hat sich der Zustrom von Reisenden aus Deutschland entwickelt?

„Ich habe keine genauen Zahlen, aber ich weiß, dass wir den Vorteil einer Fluggesellschaft wie Condor mit Direktflügen ab Frankfurt haben. Am 31. Oktober 2021 war es ein Condor-flug, der nach der Entscheidung zur Öffnung nach der Pandemie wieder in Varadero landete.

Zu diesem Anlass kamen der Vorstandsvorsitzende von Condor und viele Vertreter*innen und Leiter*innen von Reiseagenturen aus Deutschland, um Möglichkeiten zu erörtern, wie der Reiseverkehr nach all den und mit den neuen Gesundheitsmaßnahmen wiederaufgenommen werden kann. Wir haben uns hier in Havanna mit Premierminister Manuel Marrero und dem Tourismusminister getroffen, um die Ankündigung Kubas zu nutzen, die Insel am 15. November wieder zu öffnen.

Heute sind wir sehr glücklich, denn wir haben sechs Flüge pro Woche: Zwei nach Varadero, zwei nach Holguín, um eine Verbindung mit dem Osten der Insel herzustellen und zwei nach Havanna, alle von Frankfurt aus. Diejenigen, die weiterfliegen müssen, tun dies mit Inlandsflügen. Diese Flüge sind wichtig für Tourist*innen, aber auch für viele Kubaner*innen, die nach Deutschland reisen.

Leider gibt es insgesamt weniger Flüge als vor der Pandemie, wir haben dieselbe Kapazität noch nicht wieder erreicht, obwohl wir hoffen, dass sich das Niveau weiter erholen wird.

In der Zwischenzeit gibt es viele Europäer*innen, die keine Fernreisen mehr unternehmen. In Deutschland selbst gibt es Leute, die eher mit dem Fahrrad reisen, weil das Reisen während der Pandemie in Verbindung mit Quarantäne- und Impfvorschriften sehr mühsam wurde. Was dazu geführt hat, dass es heute mehr kontinentalen Kurzstreckentourismus gibt.

Aber ich sehe, dass Kuba sehr attraktiv ist, vor allem in der kalten Jahreszeit - von November bis April - und das scheint mir die Zeit zu sein, in der Kuba und die Karibik die europäische Sehnsucht nach Sonne und Strand nutzen könnte.“

Glauben Sie, dass der Gesundheitstourismus eine Chance sein könnte, die man sich mit dem Tourismus aus Deutschland zunutze machen könnte?

Diese Art von Tourismus ist bei Deutschen eher selten. Ich habe den Eindruck, dass Urlaub für sie viel mehr mit Abschalten,

In den letzten Wochen habe ich junge Paare getroffen, die gekommen sind, um das Land im Allgemeinen zu erkunden, andere wollten mehr über die deutsch-kubanische Geschichte erfahren

ausruhen und der schönsten Zeit des Jahres verbunden wird.

Andererseits wird Kuba immer mit dem fabelhaften Klima, der Sonne, den Stränden, der Natur und einer Art von Tourismus in Verbindung gebracht, bei dem man die Insel bereist und ein paar Tage am Strand verbringt. Die Cayos (kleine Inseln vor Kubas Küste, z. T. noch sehr naturbelassen) sind spektakulär, und diese Kombination von Städten wie Camagüey, Trinidad und Havanna ist so attraktiv, dass ich nur keine Deutschen kenne, die Kuba als Ort für einen Gesundheitsurlaub ansehen.

Ich denke auch, dass deutsche Reisende gerne die Kultur, die Natur und den ländlichen Tourismus kennenlernen. Manche reisen nach Viñales und arbeiten dort für ein paar Tage auf einer Finca, um zu lernen, wie man Tabak anbaut. Ich denke, dass diese Art von Tourismus sehr positiv für die Insel wäre, weil diese Menschen mit einer viel tieferen Verbindung nach Hause gehen, als wenn sie ausschließlich am Strand gewesen wären. Gleichwohl - die Strände in Kuba sind natürlich eine sehr starke Attraktion.“

Der deutsche Auslandsmarkt ist einer der wichtigsten, denken Sie auch an Investitionen in Kuba?

„Ja, wir haben hier Reise- und Dienstleistungsunternehmen. Wenn es um den Bau von Hotels geht, ist das ein Sektor, in dem Deutschland im Ausland weniger stark ist. Investitionen in die Infrastruktur sehe ich im Moment nicht.

Es gibt andere Sektoren, in denen wir stärker sind, wie Industrie, Handel oder

Energie. Auf der letzten Internationalen Messe in Havanna (FIHAV) waren mehr als 20 deutsche Unternehmen vertreten.

Heute haben wir mehr als 60 deutsche Unternehmen dauerhaft auf Kuba, die ein großes Geschäftsfeld in den Bereichen Chemie, Pharmazie, Lebensmittelproduktion, Energie, Logistik, Automobile und der Reisebranche abdecken und wir erhoffen mehr, zum Beispiel im Bereich der erneuerbaren Energien. Es gibt viele gemeinsame Projekte, darunter auch einige internationale, an denen Drittländer beteiligt sind. Beispielsweise das Joint Venture„oxicuba“, das Industriegase und medizinischen Sauerstoff herstellt und dem eine weitere Anlage im Osten Kubas angegliedert werden soll, auch um hohe Transportkosten zu senken.“

Abschließend betont Botschafterin Heidrun Tempel die Bedeutung der positiven Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen (MIPYMES) auf Kuba, die sich günstig auf viele Sektoren auswirken, wie z.b. Transport und gastronomische Dienstleistungen, was letztendlich auch den Tourismussektor begünstigt.

Wir hoffen, dass sich das Reiseaufkommen weiter erholt, so wie sich auch der Tourismus in Europa allmählich erholt hat.

In Halt

de-es

2023-03-07T08:00:00.0000000Z

2023-03-07T08:00:00.0000000Z

https://revistasexcelencias.pressreader.com/article/281638194419220

Exclusivas Latinoamericanas